Die Idee der Homevideos ist so alt wie einfach: Ein Mensch legt sich auf die Nase und wird dabei zufällig gefilmt – alle lachen. Fail-Clips sind angesagter denn je. Konnte man die Clips früher vielleicht nur in einer wöchentlichen Show im TV bewundern, befinden sich heutzutage auf Web-Videoportalen wie YouTube unzählige Fail-Compilations. In den letzten Jahren ist allerdings ein deutlicher Wandel erkennbar. Ausgewählte Clips werden weiterhin in TV-Shows präsentiert, doch wesentlich aufwändiger, intelligenter und mit einem deutlich höheren Entertainment-Faktor.
War man zu VHS-Zeiten in den 80ern noch auf die Hilfe der Zuschauer angewiesen, die auf umständlichem Wege ihre Heimvideos per Videokassetten einschicken konnten, werden in den heutigen Clip-Shows schlicht bereits vorhandene Videos aus dem Netz verwendet. Neben der sofortigen Verfügbarkeit profitiert man vom Vorteil der wesentlich größeren Auswahl, aus der man die entsprechenden Clips beliebig auswählen und kategorisieren kann.
Hier ist eine kleine Übersicht an verschiedenen Clip-Shows und ihrer konzeptionellen Veränderungen über die Jahre/Jahrzehnte.
Pleiten, Pech und Pannen (ARD) / America’s funniest home videos (USA) / Bitte lächeln (Tele5) / Upps! Die Pannenshow (Super RTL)
Die 1986 zum ersten Mal ausgestrahlte TV-Sendung „Pleiten, Pech und Pannen“ mit Moderator Max Schautzer, der auch gleichzeitig das Konzept entwickelte, ist zumindest in Deutschland wohl der Vorreiter aller Home-Video-Shows. Tatsächlich wurde die Sendung sogar vor der Ausstrahlung von „America‘s funniest home videos“ (1989) produziert, auf deren Konzept und Ausschnitten wiederum die späteren deutschen Ausgaben „Bitte lächeln“ (1990) sowie „Upps! Die Pannenshow“ (2005) basieren.
Heroes of the Internet (Pro7)
Laut Sender-Homepage gibt es bei „‚Heroes of the Internet‘ die lustigsten, bizarrsten und unglaublichsten Videos aus dem WWW zu sehen“.
„Heroes of the Internet“ hebt sich vom überholten Konzept der oben genannten Clipshows ab. Hier steht nicht die Anzahl der Videos im Vordergrund, vielmehr werden teils einzelne Clips ausführlicher „behandelt“. Der Kommentator erzählt eine erfundene Story zum Clip. Dabei wird das Video, das sonst nur wenige Sekunden lang wäre, meist auf über eine Minute gestreckt.
Die Idee des Konzeptes ist kreativ, und Peter Rütten als Off-Sprecher genial. Dennoch könnte es bei einer Überladung an erfundener Story und Kommentar sein, dass die eigentliche Pointe oder der Witz des Clips dabei etwas untergeht.
Ridiculousness (MTV)
Die in 2011 gestartete MTV-Show präsentiert virale Fail-Videos aus dem Netz. Im Gegensatz zu früheren TV-Formaten, bitten die Produzenten im Vorspann ausdrücklich nicht um die Einreichung eigener Zuschauervideos.
Da die Clips inhaltlich teilweise das übliche Verträglichkeits-Level überschreiten und doch etwas „heftiger“ wirken, sollen Zuschauer nicht ermutigt werden, Stunts selbst zu kreieren oder darzustellen.
Ein großes Plus der Show ist das kommunikative Zusammenspiel zwischen Gastgeber Rob Dyrdek und den Sidekicks Sterling „Steelo“ Brim und Chanel West Coast. In den meisten Shows ist zusätzlich ein weiterer prominenter Gast anwesend.
Ein weiteres positives Feature von „Ridiculousness“ ist das Auge der Hosts für Details und Hintergrund-Action, die oftmals für den Zuschauer nicht im ersten Moment ersichtlich sind und möglicherweise an ihm vorbeigehen würden. Durch die technische Möglichkeit, Clips flexibel abzuspielen, einzelne Sequenzen vor- und zurückzuspulen sowie Ausschnitte zu vergrößern, werden die Videos qualitativ noch einmal auf ein höheres Level gehoben als bei einer schlichten Aneinanderreihung.
Tosh.O (Comedy Central)
Auch das Format „Tosh.O“ zeichnet sich durch einen sehr offensiven und sarkastischen Umgang mit den oft skurrilen Clips aus. Der Moderator, Daniel Tosh, analysiert die Videos dabei im Stil eines Live-Comments auf YouTube, und versucht, so viele lustige Sprüche wie möglich in kurzer Zeit unterzubringen – doch niemals plump, dafür bewusst kontrovers.
Zudem gibt es die Kategorien „Video Breakdown“, „Web Redemption“ oder „CeWEBrity Profile“, in denen einzelne Clips unter die Lupe genommen, parodistisch nachgespielt oder Interviews mit den Protagonisten der Videos geführt werden, in denen sie sich zu den Hintergründen des Clips äußern können.
In jeder Show ruft Tosh die Zuschauer zur Beteiligung via Twitter auf oder interagiert mit dem Live-Publikum. So lebt auch diese Sendung von Interaktion und Kommunikation, nicht allein von der einfachen Ausstrahlung der Videos.
Netz-O-Rama (Comedy Central)
Die Sendung ist wohl eher der verzweifelte als auch misslungene Versuch einer deutschen Kopie der Tosh.O-Show.
Und Sie, kennen Sie noch weitere Clip-Show-Formate? Welche Sendung schauen Sie am liebsten? Oder haben sie die Nase voll von YouTube-Fail-Clips und Co.?
Quellen:
Wikipedia
http://www.comedycentral.tv/
http://tosh.cc.com/
http://www.mtv.de/shows/1080-ridiculousness
http://www.prosieben.de/tv/heroes-of-the-internet
http://www.superrtl.de/serien-shows/upps-die-pannenshow-191.htm
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